Jede Förderung ist so einzigartig wie die Quellen
Wenn kein Gast im Jod-Schwefelbad ist, machen sich die Techniker Alexander Eham und Marijan Zalac an die Wasserförderung. “Anhand der ersten fünfzehn Minuten nach Einschalten der Pumpe erkennt man, wie die Förderung heute ist“, erzählt Alexander Eham, der Technische Leiter. Die Quellen sind einzigartig und so ist auch jeder Pumpvorgang. Neben der technischen Ausbildung bedarf es daher vor allem Eines: Erfahrung. So horchen die beiden zuerst: „Wenn viel Gas mitgefördert wird, dann wackeln schon mal die Rohre und es geht richtig zur Sache.“ Anhand der Geräusche ist ihnen sofort klar, ob der Gasdruck zu hoch ist und die sensiblen Sensoren eventuell gleich anspringen.Uraltes Wasser trifft modernste Technik
Das 300.000 Jahre alte Heilwasser der zwei Quellen wird abwechselnd an die Oberfläche gepumpt – je nach Bedarf. Nach wenigen Minuten strömt das Wasser in zwei 35.000l große Tanks - ca. 6.000 Liter werden pro Stunde gefördert und der Vorgang genau beobachtet. Im Quellenhaus der Adrianus-Quelle sitzt das Kontroll-Zentrum. Sowohl der Wasserstand, der Gas-Stand oder die Luftmischung und damit Explosionsgefahr laufen hier zusammen. Die sensible Technik reagiert bei kleinsten Störungen. So kam es schon vor, dass die Techniker während der 24/7 Bereitschaft früh morgens um halb 2 nach dem Rechten gesehen haben. „Die Sensoren sind aber auch keine Menschen – bei Vielem müssen wir die Situation selbst einschätzen“. Tatsächlich haben die Techniker den wohl wichtigsten und gefährlichsten Job im Jod-Schwefelbad.Brenzliche Angelegenheit
Vor allem das mithochgepumpte Gas muss während des Pumpvorganges ständig überwacht werden, denn sobald das Gas auf eine große Menge Sauerstoff treffen würde, besteht Explosionsgefahr. „Das müssen wir ständig anhand der Sensoren beobachten! Wegen des hohen Gasanteils wurde sogar die dritte Quelle, König Ludwig III, versiegelt“.Daher wird das Gas direkt in einem Gas-Sack separiert. Sobald eine bestimmte Füllmenge erreicht ist, zündet die Fackel automatisch und verbrennt kontrolliert und umweltgerecht bei rund 1.000°C das Gas. Manchmal lockt das Spektakel Passanten an, denen Alexander Eham und Marijan Zalac die Technik dahinter immer wieder gerne erklären. Die Wilhelmina-Quelle ist jedoch eine besondere Herausforderung.
Zwei Quellen mit Charakter
Die beiden Quellen, Wilhelmina und Adrianus, sind fast identisch und trotzdem unterschiedlich. Eben mit eigenem Charakter. Die Adrianus-Quelle hat ein grau-schwarzes, nur leicht trübes Wasser. Beim Pumpvorgang der Wilhelmina-Quelle kommt hingegen mehr Gas und Paraffin an die Erdoberfläche. Das Wasser ist daher trüber und durch den Gasanteil spritzt sogar Wasser aus dem Pumpkopf. “Da hält man am Anfang besser etwas Abstand“, schmunzelt Alexander Eham.„Die Wilhelmina lassen wir ungern allein!“, denn ihr Gas ist aggressiver und erreicht beim Abbrennen häufig eine Temperatur von über 1.000°C. Aufgrund von Überhitzungsgefahr schaltet das System bei 1.100°C automatisch ab. Daher müssen die Techniker den Vorgang bei der Wilhelmina-Quelle beobachten und die Fackel vor einer möglichen Überhitzung manuell abschalten.
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http://jodschwefelbad.eu/gesundheit-am-tegernsee/14-das-bad-wiessee/45-von-der-quelle-in-die-wanne#sigProId0f6f183970
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Wasser marsch
Das Wasser aus beiden Quellen fließt nach der Förderung direkt zusammen in die Tanks. Mit dem Heilwasser wird auch Paraffin hochgepumpt. Daher muss sich nach den Pumpen das Paraffin vom Wasser 1-2 Stunden in den Tanks absetzen. „Sonst wären die Badefrauen nur am Putzen und auch die Gäste wären vom Aussehen des Wassers wenig angetan“, lacht Alexander Eham. Anschließend wird das Heilwasser von den Tanks in das Gebäude des Jod-Schwefel-Bades gepumpt und dort auf wohlige 45 Grad erwärmt und nach Bedarf heruntergekühlt. Jetzt muss die Badefrau nur noch den Wasserhahn aufdrehen, damit das Jod-Schwefel-Wasser in die ergonomisch geformte Wanne einlaufen kann. Ganz einfach, oder?